Ter Beginn der Ständekämpfe.
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machten, um parteiisch Recht zu sprechen. Viele Plebejer waren auch, wie die athenischen Bauern zu Solons Zeit, in Schulden geraten; da aber die Zinsen sehr hoch waren, so waren sie oft nicht in der Lage sie abzutragen; und nach dem strengen Schuldrecht wurde ihnen dann nicht nur die Habe genommen, sondern auch sie selbst nebst ihrer Familie verkauft.
In diesen Nöten faßten die Plebejer, wie die Sage berichtet, den Entschluß, Rom zu verlassen und auf dem „heiligen Berge" am Ufer ®,n£ng des Anio, der wenig oberhalb Roms in den Tiber mündet, eine neue Stadt zu gründen. Mit Weib und Kind zogen sie dorthin. Die Patrizier be- Berg, fanden sich in einer peinlichen Lage; endlich schickten sie, wie erzählt wird, Menenius Agrippa als Gesandten zu den Ausgewanderten, der sie durch die Erzählung von der Empörung der Glieder gegen den Magen zur Versöhnlichkeit stimmte. Trotzdem kehrten die Plebejer nicht eher wieder nach Rom zurück, als bis man ihnen das Recht eingeräumt hatte, eigene Beamte, die zehn Volkstribunen, zu wählen. Diese erhielten die Die^ou»-Aufgabe, jeden einzelnen Plebejer gegen Willkür und Mißhandlung seitens der Beamten zu schützen. Jede Amtshandlung des Konsuls, jeden Beschluß des Senats konnten sie durch ihren Einspruch ungültig machen; sie galten für unverletzlich, und wer sich an ihnen vergriff, wurde geächtet. Ihre Einsetzung war der erste Sieg der Plebejer.
§ 64. Coriolan. Ein besonders stolzer und trotziger Patrizier war der Sage nach Gnäus Marcius, der den Beinamen Coriolanus führte. Dieser machte bei einer Hungersnot den Vorschlag, an die Plebejer nur dann Getreide zu verteilen, wenn sie aus das Tribunat verzichteten.
Daraus wurde er von den Tribunen angeklagt; und da er seine Verurteilung voraussah, verließ er Rom. Er ging zu den Feinden seiner Vaterstadt, zu den Volskern, und bestimmte diese zu einem Feldzuge gegen Rom, in dem er selbst sie führte. Unwiderstehlich drang er bis eine Meile vor Rom vor. Gesandte, die man an ihn schickte, wies er ab; auch den Priestern, die ihn um Gnade anflehten, schenkte er kein Gehör; erst als die römischen Frauen, an ihrer Spitze seine Mutter und seine Gattin, bittend in seinem Lager erschienen, führte er das Volskerheer wieder nach Hause.
§ 65. Die Fabier. Cincinnatus. Unbändiger Standeshochmut, wie ihn Coriolan an den Tag legte, war ein wesentlicher Zug in dem Charakter der römischen Patrizier. Daß ste aber auch andere, bessere Eigenschaften besaßen, den Geist opferfreudiger Vaterlandsliebe, strengen Ernst und Einfachheit der Sitten, bewies das Beispiel der Fabier und des Cincinnatus.
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Extrahierte Personennamen: Menenius_Agrippa Gnäus_Marcius Cincinnatus Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Solons Rom Roms Rom Rom Rom
Die römischen Zustände.
79
3. Das Zeitalter der Auflösung der Republik.
133-31.
1. Die Zeit der Gracchen.
Die römischen Zustände.
§ 84. Die römische Weltherrschaft. Rom war der M i t t e l - Roms^e«. punkt der antiken Welt geworden. Im römischen Senat wurde über das Schicksal der Völker vom atlantischen Ozean bis zum Euphrat Beschluß gefaßt; römische Statthalter herrschten wie Fürsten in ihren Provinzen, römische Gesandte wurden allenthalben mit hohen Ehren empfangen, jeder überhaupt, der sich einen römischen Bürger nennen durste, genoß ein Vorrecht vor Angehörigen anderer Völker. Mit der Macht zog der Reichtum in Rom ein. Die römischen Feldherren und Statthalter bereicherten sich in den Provinzen, die sie oft in der habgierigsten Weise verwalteten. Nicht minder wurden diese von den reichen römischen Kaufleuten ausgesogen, die sich zu kaufmännischen Gesellschaften zusammenschlossen und die Steuern und Zölle, welche dort erhoben wurden, vom Staate pachteten. Sie kannten kein Erbarmen, wenn es galt von den Untertanen die fälligen Steuern einzutreiben; und so heftete sich denn an sie der allgemeine Haß, und im neuen Testament werden die Zöllner mit den Sündern zusammengestellt. Mit dem Reichtum aber wuchs in Rom immer mehr die Genußsucht und das Streben nach Wohlleben und Üppigkeit. Wenn Genußsucht, noch zur Zeit des pyrrhischen Krieges die römischen Adligen Muster der Einfachheit, Genügsamkeit und Sittenstrenge gewesen waren, so waren jetzt Habgier, Verschwendung und Üppigkeit weitverbreitete Laster. Damit aber hing zusammen, daß die mannhafte Tüchtigkeit, die Ehrenhaftigkeit und Vaterlandsliebe früherer Zeiten nur selten noch zu finden waren; die Selbstsucht nahm überhand, und der eigene Vorteil stand vielen höher als der des Staates.
§ 85. Die Stände. Es war nur eine kleine Minderheit der Bevölkerung, welcher der gewaltige Wachstum des Reichtums zu gute kam: der Adel, der in den senatorischen Amtsadel und den Geldadel der Ritter Amt»adei. zerfiel. Der s e n a t o r i s ch e Adel oder Amtsadel umfaßte eine Anzahl von Geschlechtern, deren Angehörige es von ihren Vätern her gewohnt waren, die Herrschaft im Staate auszuüben, die Ämter von der Ouästur an Bis zum Konsulat zu bekleiden, die Provinzialstatthalterschasten zu verwalten
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25
a. die zwei Könige, die den Heeresbefehl fhrten und das hchste Priestertum bekleideten; neben ihnen
b. die Geruska, der Rat der 28 Alten, die wenigstens 60 Jahre zhlten und auf Lebenszeit gewhlt wurden;
c. die Volksversammlung, an der alle Spartiaten nach zurckgelegtem 30. Jahre teilnehmen durften;
d. die 5 Ephoren, welche die Befugnis erhielten, als Vertreter des Volkes die Handhabung der Gesetze zu beaufsichtigen.
Lykurg wollte die (Spartaner zu einem nchternen, kraftvollen Kriegervolk bilden. Nicht, wie andere Städte, durch Festungswerke, sondern durch die Tapferkeit ihrer Bewohner follte die Stadt Sparta gegen herandringende Feinde geschtzt werden; nach der Bestimmung Lykurgs blieb daher die Stadt ohne Mauern, ein offener Ort, damit das Volk nie unkriegerisch werde. Um keine Schwelgerei aufkommen zu lassen, fhrte Lykurg gemeinsame Mahlzeiten mit einfacherderber Kost ein, an denen alle Männer, auch die Könige, teilnehmen muten, je 15 an einem Tisch. Das Hauptgericht war die schwarze Suppe. Auch in Kleidung und Wohnung wurde jeder Aufwand untersagt, der Besitz von Gold und Silber verboten und eisernes Geld eingefhrt. Damit fremde Sitte oder ppigkeit fern bleibe, sollte kein Verkehr mit dem Auslande bestehen; daher wurde ein lngerer Aufenthalt Fremder in Sparta und Reifen der Spartaner ins Ausland nicht gestattet. Die herrschenden Spartiaten trieben weder Handel, noch Gewerbe; sie beschftigten sich allein mit Jagd und kriegerischen bungen, sowie mit den Angelegenheiten des Staates. Zu rstigen Kriegsleuten und tchtigen Staatsbrgern machte sie die Erziehung, die sie von Kind auf erhielten. Schwchliche Kinder wurden bald nach der Geburt zum Verhungern im Gebirge ausgesetzt. Die gesunden Knaben blieben bis zum siebenten Lebensjahre im Elternhause, dann wurden sie in ffentlichen Gebuden unter Staatsaufsicht erzogen. Ihr Krper wurde durch kalte Bder im Eurotasflufse, leichte Bekleidung, sprliche Nahrung, hartes Nachtlager abgehrtet, durch scharfe Zchtigung, ja blutige Geielung an Ertragung von Schmerzen gewohnt, auf den Ringpltzen in der Gymnastik wie in der Fhrung der Waffen gebt. Dabei wurden sie zu strengem Gehorsam gegen die Gesetze erzogen; es wurde ihnen Hochachtung gegen das Alter eingepflanzt, ihr Verstand geschrft und auf listige Anschlge hingelenkt, ihre Reden an inhaltreiche Krze (takonifcherede) gewhnt. Auch die Erziehung der Mdchen war vom Staate geregelt und berwacht. Das gesamte Leben der Spartaner war dem Vaterlande geweiht, das ganze Volk ein Kriegsheer. In die Schlacht zogen die Spartaner wie zu einem Feste, geschmckt mit purpurfarbenen Gewndern, mit Krnzen im
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27
sieben Weisen der Griechen gezhlt wurde. Durch Reisen war er mit den Staatseinrichtungen anderer Völker bekannt geworden. Nachdem er als Archont das Vertrauen des Volkes gewonnen hatte, wurde er zum -Ordner der Verfassung und zum Gesetzgeber" ernannt. Er teilte die Brger nach dem Ertrage ihres Grundbesitzes invierklassen. Nur die Brger der ersten (reichsten) Klasse durften zu Archonten, die der drei ersten zu den brigen Staatsmtern gewhlt werden. Zur Teilnahme an der Volksversammlung und zu den Richterstellen waren alle Brger berechtigt.
Die Staatsgewalten waren:
a. die 9 jhrlichen Archonten;
b. diebnle, ein Rat von 400 Mitgliedern, die wenigstens 30 Jahre alt waren;
c. die Volksversammlung, welche die wichtigsten Staatsange-legenheiten entschied und die Beamten whlte;
a. das Volksgericht, dessen Mitglieder jhrlich aus der Volks-Versammlung durch das Los gewhlt wurden;
e. der Areop ag, ein Gerichtshof, der aus den abgegangenen Ar-chonten bestand, die ihr Amt tadellos verwaltet hatten. Er htete Sitte und Herkommen, beaufsichtigte die Jugenderziehung und richtete der die schwersten Verbrechen.
Auer dieser Staatsverfassung gab Solon noch viele andere wohlthtlge Ge-setze. Insbesondere war er auch auf eine sorgfltige Erziehung der Jugend bedacht, welche in Athen weit umfassender war, als in Sparta. Denn sie beschrnkte steh bort nicht, wie bei den Spartanern, auf die Leibes- und Waffenbungen; auch der eist der athenischen Knaben und Jnglinge wurde in edler Wissenschaft und Kunst, namentlich auch in der Musik, gebt und ausgebildet.
4. Pisistratus und seine Shne. Schon bei Solons Lebzelten ent-standen in Athen zwischen der Partei der Vornehmen und der des niederen Volkes neue, heftige Kmpfe. Diese wute der Fhrer der Volkspartei, Pisistrtus, schlau zu benutzen, um sich zum Alleinherrscher (Tyrannen) emporzuschwingen. (560). Er wurde zwar zweimal wieder vertrieben; zuletzt aber behauptete er die Herrschaft bis zu seinem Tode. Er verschnerte die Stadt Athen durch Bauten und frderte den Wohlstand und die geistige Bildung des Volkes. Sein Sohn Hippias folgte ihm und herrschte ansng-lich milde, wie sein Vater. Als aber sein jngerer Bruder Hipparch bei einer Festfeier ermordet worden war, machte sich Hippias durch grausame Strenge verhat. Er wurde daher vertrieben (510) und floh zu dem Perserknige.
In Athen wurde die solonische Verfassung durch Vermehrung der Volks-rechte und Volksfreiheiten weitergebildet, die ehemalige Adelsherrschaft (Aristokratie) ging mehr und mehr in Demokratie der.
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75
Iii. Das Zeitalter der Brgerkriege.
(Von den Gracchen bis zum Ende der Republik 13380 v. Chr.).
48.
Die Gracchen.
1. Rmische Zustnde. Die gewaltige, rasch fortschreitende Ausbreitung des rmischen Reiches mute auch fr Roms innere Zustnde von wichtigen Folgen sein. Durch die Unterwerfung Griechenlands wurden die kriegerischen Rmer mit der hellenischen Bildung nher bekannt: zahlreiche griechische Kunstwerke kamen nach Rom, griechische Knstler, Dichter und Gelehrte siedelten sich dort an, und die vornehmen Rmer (insbesondere die hochverdienten Seipionen) gewannen mehr und mehr Neigung fr Kunst und Wissenschaft. Allein die Anhufung ungeheurer Reichtmer, die aus den Pro-vinzen nach Rom strmten, verdrngte auch die altrmische Sitten-strenge und erzeugte Habgier, Prachtliebe und Genusucht Laster, welche einzelne Männer, wie der strenge Cato, nur bekmpfen, aber nicht ausrotten konnten. So wurde die Zerstrung Karthagos der Wendepunkt der Republik zum Verfall. Ein Jahrhundert voll innerer Unruhen und Brgerkriege fhrte sie ihrer Auflsung entgegen.
2. Die Optimalen. Gefhrlich fr den Staat wurde zu-nchst die groe Ungleichheit seiner Brger. Der alte Unter-schied zwischen Patriziern und Plebejern hatte zwar in Rom fast aufgehrt; allein es war allmhlich ein anderer schroffer Gegensatz zwischen den vornehmen und reichen Brgern, den sogenannten Optimaten (deren Vorfahren hohe Staatsmter bekleidet und durch Verwaltung der Provinzen groe Reichtmer gesammelt hatten) und den immer mehr verarmenden niederen Klassen des Volkes ent-standen, die an jenen Wrden nicht teilnahmen.
3. Die Familie der Gracchen. Von einer der vornehmsten und angesehensten Optimatenfamilien ging der Versuch aus, die aus der eigenntzigen Parteiherrschaft der Optimaten herrhrenden Mi-stnde zu beseitigen: es war die Familie der Gracchen. Die an-gesehenste rmische Frau, Cornelia, die Tochter des lteren Scipio Asrikanus (des Siegers von Zama), war mit Tiberius Gracchus vermhlt gewesen, und hatte nach dem Tode ihres Gemahls
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Extrahierte Personennamen: Cato Cornelia Scipio_Asrikanus Scipio Tiberius_Gracchus Tiberius
Extrahierte Ortsnamen: Griechenlands Rom Rom Karthagos Rom
§. 44. Cornelia und die beiden Gracchen.
255
Bildung folgten, ergaben sich bei weitem die meisten Vornehmen dem zugleich mit in Rom einziehenden griechischen Sittenverderbnisse.
Durch die Siege der römischen Heere strömten unermeßliche Reichtümer nach Rom; prächtige Bauten stiegen allenthalben empor und glänzten in griechischem Schmucke; Üppigkeit, Genußsucht und Verschwendung nahmen überhand, und vergeblich steuerte der alte, einfache Cato denselben. Ein neuer schroffer Gegensatz entstand in der römischen Bürgerschaft, indem sich die reichgewordenen Patrizier und Plebejer nebst ihren Nachkommen als Stand der Vornehmen (nobiles) oder Optimalen von dem übrigen Volk absonderten, das Gemeindeland in Händen hielten und die Staatsämter unter sich zu verteilen wußten. Geschah es einmal, daß ein talentvoller Mann niederer Herkunft gegen ihren Willen zu einem höheren Amt gewählt wurde, so wurde er als Neuling (homo novus) in ihren Stand ausgenommen. Die höheren Beamten bereicherten sich bei der Verwaltung der Provinzen; der Geldadel (die Ritter) pachtete die Zölle in denselben und vermehrte seinen Besitz durch Erpressungen, durch Geldanleihen oder Handelsgeschäfte. Mit den erworbenen Mitteln kauften sie die Ländereien der kleinen Bauern zu großen Gütern zusammen und ließen dieselben durch Sklaven bebauen, deren Unterhalt nur wenig kostete. Die Folge war, daß der wohlhabende Mittelstand, aus dem Roms Macht hervorgegangen war, verschwand und es bald nur noch Reiche und Arme gab. Die letzteren entfremdeten der Arbeit und suchten den in den Kriegen ausgebildeten Hang zum Nichtsthun dadurch zu befriedigen, daß sie sich von den Reichen Gaben spenden ließen und einen schändlichen Gebrauch von ihrem Stimmrechte in den Volksversammlungen machten. Wer ihnen das meiste Geld gab, Brot und Korn verteilte oder durch glänzende öffentliche Spiele die Gunst des Volkes erstrebte, ging, auch wenn er sonst tüchtigeren Männern nachstand, in der Regel siegreich aus den Wahlversammlungen hervor. Mit Recht konnte daher der numidische König Jugurtha von dem Rom der damaligen Zeit sagen: „Rom, wie bist du so feil geworden; wenn sich ein Käufer fände, du wärest zu erkaufen."
§. 44. Cornelia mul die ßeitlen Smcrfien.
Cornelia. Jener Quästor, mit welchem die Numantiner unterhandelt hatten, Tiberius Sempronius Gracchus, war ein Sohn der Cornelia, einer Tochter des ältern Scipio. Diese, eine der edelsten Frauen Roms, Hatte ihren Gemahl frühzeitig verloren und widmete
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Extrahierte Personennamen: Cornelia Cornelia Cornelia Tiberius_Sempronius_Gracchus Tiberius Cornelia Scipio Scipio
326
Dritter Abschnitt. Dritter Zeitraum.
chischer und asiatischer Lebensweise übten den verderblichsten Einfluß aus. Auch die Frauen wurden durch diese fremdartigen Gewohnheiten veranlaßt, die alte Einfachheit, häusliche Zurückgezogenheit und stille Thätigkeit auszugeben. Dieser nachteilige Einfluß rief geradezu eine Empörung der Frauen hervor. Die Römerinnen durften nämlich, wie schon bemerkt wurde, in Wagen ausführen, purpurne Gewänder und allerlei Kleinodien von Gold und Silber tragen, das Haar rötlich pudern und sich nach morgenländischer Sitte schminken. Nach der Schlacht bei Cannä war Rom in der größten Gefahr. Da machte der Volkstribun Oppius 215 den Gesetzesvorschlag, wonach den römischen Frauen untersagt wurde, über eine halbe Unze Gold in ihrem Schmucke zu führen, bunte Kleider zu tragen und sich in der Stadt und ihrer nächsten Umgebung der Wagen zu bedienen, außer wenn sie einem öffentlichen Opfer meilenweit von Rom beiwohnen wollten. Ungern fügten sich die Frauen der harten Notwendigkeit. Bald nach Beendigung des Krieges (195) trug der Volkstribun Valerius auf Abschaffung dieses Gesetzes an; zwei andere Tribunen dagegen erklärten, sie würden dasselbe aufrecht erhalten. Als der Antrag in der Volksversammlung verhandelt werden sollte, drängten sich auch die Frauen heran, besetzten die Zugänge zum Forum und redeten die Männer cm, sie möchten doch Gerechtigkeit üben und ihnen den Schmuck und die Vorrechte wieder einräumen, welche sie vormals besessen hätten; es sei Unrecht, daß die Frauen der römischen Bundesgenossen jeden Putz anlegen dürften, während sie ihn entbehren müßten. Die Zahl der Frauen mehrte sich von Stunde zu Stunde. Sie scheuten sich nicht allein, die Magistratspersonen mit ihren Bitten und Wehklagen zu behelligen, sondern hielten auch den Konsul auf seinem Gange zur Kurie auf, belagerten förmlich die Thüren derjenigen Tribunen, welche gegen die Aufhebung des Gesetzes waren, und zogen sich nicht eher zurück, als bis dieselben ihren Widerspruch aufzugeben gelobten. Der Konsul des Jahres 195, der strenge, ernste Cato, hielt darauf in der Versammlung eine höchst eindringliche Rede, tadelte das Benehmen der Frauen als eine gefährliche Umkehrung der alten Zucht und Ordnung, als eine strafbare Auflehnung gegen die Gesetze und Obrigkeiten des Staates und als einen deutlichen Beweis, wie die Männer die Obergewalt über die Frauen eingebüßt hätten. Allein es gelang ihm nicht, das Oppische Gesetz ausrecht zu erhalten; es wurde für immer abgeschafft.
Die Geschichte erzählt noch von einer zweiten Erhebung der Frauen, welche sie nicht minder glücklich zu Ende führten. Um
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284
Dritter Abschnitt.' Dritter Zeitraum.
Um sich die günstige Stimmung des Volkes zu erhalten, sah er von dem verhaßten Königstitel ab und ließ sich von dem Senat den Namen Augustus, d. H. der Erhabene, beilegen. Dem Scheine nach behielt er die republikanischen Formen bei, ließ sich aber von dem Senat nach und nach alle wichtigen Staatsämter übertragen und von Zeit zu Zeit erneuern. Als Imperator hatte er den Oberbefehl über alle Streitkräfte zu Wasser und zu Land und die Entscheidung über Krieg und Frieden; als Prinzeps (Fürst) hatte er den Vorsitz im Senat und in dem Staatsrat, der aus 15 Mitgliedern desselben gebildet war, sowie die Leitung der Gesetzgebung und des Gerichtswesens; als Inhaber der Tribunengewalt mit der Befugnis, seine Kollegen selbst zu wählen, war er Volksvertreter; als Aufseher über die Sitten wirkte er auf das Privatleben ein, und als Oberpriester hatte er die Aufsicht über Religion und Kultus; als ständiger Konsul und Prokonsul mit der Vollmacht, seine Stellvertreter und Amtsgenossen vorzuschlagen oder zu ernennen, hatte er die Verwaltung Roms und der Provinzen in feinen Händen.
Den Senat reinigte er von den ihm mißliebigen Personen und beschränkte ihn auf 600 Mitglieder, die sein gefügiges Werkzeug bildeten; die Volksversammlung berief er nur noch der Form wegen, um die Beamten wählen zu lassen. Unter Festen, Spielen und Getreidespenden wurde das Volk über den Verlust seiner Freiheit hinweggetäuscht. Übrigens verfuhr Augustus nicht bloß mit Klugheit, sondern auch mit Milde und vermied sorgfältig jeden äußeren Schein eines Machthabers. Wohlwollend und freundlich gegen Vornehm und Gering, zeigte er sich nur in der Tracht eines Senators und gab durch die Einfachheit, die in feinem Wohnhaus aus dem Palatinus (daher Palast) herrschte, sowie durch seine Mäßigkeit im Essen und Trinken den prunkenden und üppigen Römern ein heilsames Vorbild.
Das römischeweltreich erstreckte sich unter seiner Regierung über alle Länder, die um das Mittelmeer lagen. Es reichte vom atlantischen Meere bis zum Euphrat, vom Rhein und dem schwarzen Meere bis zu den Wüsten Afrikas und Arabiens, zählte 25 Provinzen und etwa 120 Millionen Menschen der verschiedensten Abstammung. Augustus hielt in diesem großen Reiche durch stehende Heere den Frieden aufrecht und sorgte für eine geregelte Verwaltung. In den Grenzprovinzen ließ er für die Krieger feste Standlager errichten, aus welchen sich allmählich Städte entwickelten. Um die Provinzen vor der Aussaugung durch habgierige Beamte zu bewahren, setzte er Statt-
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Ter Beginn der Stndekmpfe.
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machten, um parteiisch Recht zu sprechen. Viele Plebejer waren auch, wie die athenischen Bauern zu Solons Zeit, in Schulden geraten; da aber die Zinsen sehr hoch waren, so waren sie oft nicht in der Lage sie abzutragen; und nach dem strengen Schuldrecht wurde ihnen dann nicht nur die Habe genommen, sondern auch sie selbst nebst ihrer Familie verkauft.
In diesen Nten faten die Plebejer, wie die Sage berichtet, den Entschlu, Rom zu verlassen und auf dem heiligen Berge" am Ufer des Anio, der wenig oberhalb Roms in den Tiber mndet, eine neue Stadt ^deu zu grnden. Mit Weib und Kind zogen sie dorthin. Die Patrizier be- Berg, fanden sich in einer peinlichen Lage; endlich schickten sie, wie erzhlt wird, Menenius Agrippa als Gesandten zu den Ausgewanderten, der sie durch die Erzhlung von der Emprung der Glieder gegen den Magen zur Vershnlichkeit stimmte. Trotzdem kehrten die Plebejer nicht eher wieder nach Rom zurck, als bis man ihnen das Recht eingerumt hatte, eigene Beamte, die zehn Volkstribunen, zu whlen. Diese erhielten died^Volks-Aufgabe, jeden einzelnen Plebejer gegen Willkr und Mihandlung seitens der Beamten zu schtzen. Jede Amtshandlung des Konsuls, jeden Beschlu des Senats konnten sie durch ihren Einspruch ungltig machen; sie galten fr unverletzlich, und wer sich an ihnen vergriff, wurde gechtet. Ihre Einsetzung war der erste Sieg der Plebejer.
64. Coriolan. Ein besonders stolzer und trotziger Patrizier war der Sage nach Gnus Marcius, der den Beinamen Coriolanuscoriola. fhrte. Dieser machte bei einer Hungersnot den Vorschlag, an die Plebejer nur dann Getreide zu verteilen, wenn sie auf das Tribunat verzichteten.
Darauf wurde er von den Tribunen angeklagt; und da er seine Verurteilung voraussah, verlie er Rom. Er ging zu den Feinden seiner Vaterstadt, zu den Volskern, und bestimmte diese zu einem Feldzuge gegen Rom, in dem er selbst sie fhrte. Unwiderstehlich drang er bis eine Meile vor Rom vor. Gesandte, die man an ihn schickte, wies er ab; auch den Priestern, die ihn um Gnade anflehten, schenkte er kein Gehr; erst als die rmischen Frauen, an ihrer Spitze seine Mutter und seine Gattin, bittend in seinem Lager erschienen, fhrte er das Volskerheer wieder nach Hause.
65. Die Fabier. Cincinnatus. Unbndiger Standeshochmut, wie ihn Coriolan an den Tag legte, war ein wesentlicher Zug in dem Charakter der rmischen Patrizier. Da sie aber auch andere, bessere Eigenschaften besaen, den Geist opferfreudiger Vaterlandsliebe, strengen Ernst und Ein-fachheit der Sitten, bewies das Beispiel der Fabier und des Cincinnatus.
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3. Das Zeitalter der Auflsung der Republik.
133-31.
1. Die Zeit der Gracchen.
Die rmischen Zustnde.
84 Die rmische Weltherrschaft. Rom war der Mittel-Roms Wen-Punkt der antiken Welt geworden. Im rmischen Senat wurde 5err^nft' der das Schicksal der Völker vom atlantischen Ozean bis zum Euphrat Beschlu gefat; rmische Statthalter herrschten wie Fürsten in ihren Provinzen, rmische Gesandte wurden allenthalben mit hohen Ehren emp-fangen, jeder berhaupt, der sich einen rmischen Brger nennen durfte,
geno ein Vorrecht vor Angehrigen anderer Völker. Mit der Macht zog der Reichtum in Rom ein. Die rmischen Feldherren und Statthalter Reichtum, bereicherten sich in den Provinzen, die sie oft in der habgierigsten Weise verwalteten. Nicht minder wurden diese von den reichen rmischen Kauf-leuten ausgesogen, die sich zu kaufmnnischen Gesellschaften zusammenschlssen und die Steuern und Zlle, welche dort erhoben wurden, vom Staate pachteten. Sie kannten kein Erbarmen, wenn es galt von den Untertanen die flligen Steuern einzutreiben; und so heftete sich denn an sie der all-gemeine Ha, und im neuen Testament werden die Zllner mit den Sndern zusammengestellt. Mit dem Reichtum aber wuchs in Rom immer mehr die Genusucht und das Streben nach Wohlleben und ppigkeit. Wenn Genusucht, noch zur Zeit des pyrrhischen Krieges die rmischen Adligen Muster der Einfachheit, Gengsamkeit und Sittenstrenge gewesen waren, so waren jetzt Habgier, Verschwendung und ppigkeit weitverbreitete Laster. Damit aber hing zusammen, da die mannhafte Tchtigkeit, die Ehrenhaftigkeit und Vaterlandsliebe frherer Zeiten nur selten noch zu finden waren; die Selb st sucht nahm berhand, und der eigene Vorteil stand vielen hher als der des Staates.
85. Die Stnde. Es war nur eine kleine Minderheit der Be-vlkerung, welcher der gewaltige Wachstum des Reichtums zu gute kam:
der A d e l, der in den senatorischen Amtsadel und den Geldadel der Ritter Amtsadel, zerfiel. Der s e n a t o r i s ch e Adel oder A m t s a d e l umfate eine An-zahl von Geschlechtern, deren Angehrige es von ihren Vtern her gewohnt waren, die Herrschaft im Staate auszuben, die Amter von der Qustur an bis zum Konsulat zu bekleiden, die Provinzialstatthalterschaften zu verwalten
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